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Im kleinen Ort Unterlüß, zwischen Celle und Uelzen gelegen, war in den Kriegsjahren 1939-1945 der ganze „Kosmos“ betrieblicher Zwangsarbeit zu finden. Lager für Arbeiter:innen aus verschiedenen Ländern, je nach rassistischer Einordnung mit unterschiedlichem Status, Kriegsgefangene, ein Säuglingsheim, ein Arbeits- und Erziehungslager (AEL) der Gestapo und ein Außenlager des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Die Ausstellung „Zwangsarbeit bei Rheinmetall – Der Weg der Erinnerung“ entstand nach dem antimilitaristischen Camp in Unterlüß 2019 des Bündnisses Rheinmetall-entwaffnen. Auf diesem wurde mit Veranstaltungen, einem Gedenken am Standort des KZ-Außenlagers und dem Markieren des Weges, den die Häftlinge damals ins Werk zurücklegen mussten, an die Geschichte der Zwangsarbeit im Ort erinnert. Die Ausstellung dokumentiert dies und liefert Hintergrundinformationen. Schwerpunkt dabei ist das KZ-Außenlager und Stimmen von Überlebenden. Weitere Themen sind die anderen Lager in Unterlüß, Widerstand von Zwangsarbeiter:innen und die verweigerte Entschädigung durch die Konzerne. Die Ausstellung ist täglich zwischen 16 und 19 Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten auf Anfrage an: programm@bunteshaus.de
Am Beispiel des Rheinmetallwerks werden zwei Veranstaltungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der betroffenen Menschen eingehen und die Organisation der Zwangsarbeit deutlich machen. Dafür kommen durch Zitate möglichst oft die Überlebenden selbst zu Wort. Die Strukturen und Abläufe im System der Zwangsarbeit hatten ein strenges Regelwerk von Verordnungen und Erlassen. Die ausführenden Institutionen waren immer die gleichen. So ist es möglich an einem konkreten Beispiel einen Blick auf das ganze System der Ausbeutung und Vernichtung zu werfen. Fr, 2. Juli 2021 19 Uhr - Veranstaltung 1 : Das System der ZwangsarbeitTausende zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene arbeiteten am Rüstungsstandort Unterlüß. Je nach Status waren ihre Lebens-und Arbeitsbedingungen sehr unterschiedlich. Sie wurden angeworben, dienstverpflichtet oder zwangsrekrutiert und deportiert. Neben der Stigmatisierung von jüdischen Menschen in der Öffentlichkeit durch den gelben Stern, gab es das „P“ und das „Ost“ Abzeichen für polnische und russische Arbeiter:innen. Ideologisch und praktisch waren der Arbeitseinsatz der sogenannten Ostarbeiter:innen und sowjetischen Kriegsgefangenen nicht vom Vernichtungskrieg im Osten zu trennen. Das dem Werk angeschlossene Arbeits- und Erziehungslager (AEL) und das Säuglingsheim waren tödliche Institutionen der Zwangsarbeit. Mo, 19. Juli 2021 19 Uhr - Veranstaltung 2: KZ-Häftlinge und Kriegsende Das sogenannte „Tannenberglager“ in Altensothrieth/Unterlüß war eines von drei KZ- Außenlagern von Bergen-Belsen. Reichsweit mussten in bis zu 1000 Außenlagern Häftlinge überwiegend für die Rüstungsindustrie arbeiten. Die Sterblichkeit war enorm hoch. Unterernährte und auch sonst kaum versorgte Gefangene mussten schwerste Arbeiten verrichten. Im Lager von Rheinmetall war die jüngste 12 Jahre alt. Neben den Berichten der Überlebenden dieses Lagers, wird die Organisation der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen durch SS und Betriebe zur Sprache kommen. Auch wird über den Weg der jüdischen Gefangenen berichtet. Die Deportation aus den Ghettos, die Selektion in Auschwitz, bis an die Werkbänke des Rheinmetallwerkes. Der zweite Teil dieses Abends schildert die Geschehnisse zu Kriegsende in Unterlüß.https://weg-der-erinnerung.solikom.de